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10./ 11.  November / Martinsfest / St. Martin –Mätesmann

 
ST. MARTIN –
der Ritter und Bischof

Das Martinsfest wird schon seit Jahrhunderten nicht nur in Düsseldorf gefeiert.

Noch heute eines der wichtigsten Feste, besonders für die Kinder!!

Im Jahr 2005 wurden 100 Laternenzüge in ganz Düsseldorf gezählt. Start war auf dem Stiftsplatz in der Altstadt, die 1. Mantelteilung fand vor dem Rathaus statt und die 2. Mantelteilung an der Mariensäule in der Karlstadt.
Das so viele Kinder bei den Zügen mitlaufen und St. Martin immer wieder in irgendeiner Form im Düsseldorfer Alltag auftaucht zeigt deutlich, wie beliebt er war und immer noch ist.

Vor der Andreaskirche in der Altstadt steht seit 1965 die Martinssäule, eine kleine Straße in der Altstadt, die „Mertensgasse“, ist auch nach St. Martin benannt worden, es gibt die Vereinigung der Freunde des Martinsfestes in Düsseldorf, die alte Kirche in Bilk heißt „Alt St. Martin“, die neue Kirche schlicht „St. Martin“ und Martinslampen-Ausstellungen werden beliebter. Das die Tradition des Martinslampenbaus wieder bewusster gefördert wird und großen Anklang findet bei Kinder, Eltern und Schulen zeigt für ganz Düsseldorf beispielhaft die Aktions-Gemeinschaft Martinus e.V. Sie wurde1972 gegründet und hatte sich das Ziel gesetzt: „Erhaltung und Pflege des etwa 125 Jahre alten Martinsfestes in Gerresheim und der damit verbundenen Martinszüge mit anschließender Bescherung der Kinder, Bewohner von Altenheimen und Insassen von Pflegeanstalten“. Das wäre sicherlich auch im Sinne von St. Martin gewesen! Drei Martinsumzüge führt die Aktionsgemeinschaft durch: im südlichen und im nördlichen Gerresheim und dann noch auf dem Gelände der Rheinischen Kliniken. In einer viertägigen Fackelausstellung werden über 1.700 Fackeln von Kindern ausgestellt, dabei gibt es auch einen ökumenischen Gottesdienst, einen Senioren-Nachmittag, einen festlichen Martinsball, einen Martinsbasar und ein Martins-Café. Und schließlich auch die mit Spannung erwartete Preisverleihungen an die Grundschulen und Kindergärten. Dann ist aber noch nicht Schluß mit Aktivitäten rund um St. Martin. Aufführungen mit der Mantelteilung, Singen von Martinsliedern in der Krankenhauskapelle Gerresheim. Für die Kranken der einzelnen Stationen wird das ganze dann auch noch per Videoanlage übertragen.

Mehr als 10.000 Kinder und Erwachsenen nehmen an den drei Umzügen in Gerresheim teil. Dabei wird St. Martin auch in zwei Gestalten gezeigt. Einmal als römischer Soldat mit Begleitern und dann auch noch als Bischof, als heiliger Mann. So wird den Kindern spielerisch die Geschichte von St. Martin näher gebracht. Ein gewaltiger Einsatz zum Gedenkfest von St. Martin, alle Einnahmen aus den Veranstaltungen fließen gemeinnützigen Einrichtungen zu. Die Aktions-Gemeinschaft hat es auch geschafft, dass immer mehr Anwohner entlang der Zugstrecken sich mit Dekorationen ihrer Fenster zumindest indirekt an den Feierlichkeiten beteiligen. Informationen bei Friedhelm Köhler, Tel. 02104- 35384.


Das neueste Zeugnis der Beliebtheit, die St. Martin in unserer Stadt genießt, ist der Martinstaler. Mit diesem Taler der Landeshauptstadt Düsseldorf soll jedes Jahr herausragendes ehrenamtliches Engagement ausgezeichnet werden. Dazu ist das Motiv und der Name als Symbol „uneigennützigen Helfens und Teilens“ ausgewählt worden.

 

 

Wie hat alles angefangen?

Ursprünge und Bedeutungen

 

In einer Gasthaus-Rechnung von 1431 wird belegt, dass am Martinstag schon ausgiebig gefeiert wurde. Zünfte und Bruderschaften feierten mit Vorliebe an diesem Tage. Im 16. Jahrhundert könnten schon Kinder mit Lichtern vors Rathaus gezogen sein und gesungen haben, denn für Neuss war dies belegt und man nahm dies auch für Düsseldorf stark an.

Als „Fest der Jugend“ wurde der „Martins-Abend“ im 18. Jahrhundert bezeichnet. 1781 wurde von der Regierung untersagt, dass die „auf den Straßen herumlaufende Stadtjugend“ mit Fackeln auf Kellertüren schlug oder andere „Ausschweifungen“ tätigte. Vielmehr wurde empfohlen, statt Fackeln kleine Handlaternen zu tragen.


Im allgemeinen führt man das Martinsfest auf den heiligen St. Martin zurück, der im Jahre 316 bei Sabaria (heute Ungarn) geboren wurde. Martin bedeutet: dem römischen Kriegsgott geweiht. Sein Vater war ein heidnisch-römischer Offizier. Mit 15 Jahren trat er in den Soldatendienst ein, deshalb auch die römische Uniformierung des Reiters bei den Martinsumzügen. Hier entstammt auch die Legende um die Mantelteilung, als er bei Amiens (Gallien, Frankreich) einem frierenden Bettler die Hälfte seines Mantels schenkte. In der Nacht soll ihm Christus dann mit dem Mantelstück erschienen sein. Mit 18 ließ sich Martin taufen und Militärdienst und Christsein schlossen sich für ihn aus, er trat aus dem Militärdienst aus und kehrte in seine Heimatgegend zurück. Dort wurde er nach Glaubensstreitigkeiten wieder ausgewiesen und auf seinem Weg zu einer Insel im Golf von Genua, wo er ein Einsiedlerleben führte, hatte er mancherlei Wunder, Abenteuer und Begegnungen hinter sich gebracht. Bischof Hilarius rief ihn 360 nach Poitiers (Frankreich), wo er wenig später in Ligugé eine Einsiedelei errichtete, aus der das erste Kloster Galliens entstand. Auf Drängen des Volkes, mit Bedenken des Klerus und trotz eigenem Unwillen wurde Martin 371 zum Bischof von Tours erhoben.

 

Aus Strafe in der Pfanne bruzeln

Eine Legende besagt, dass er sich in einem Stall versteckte, weil er nicht Bischof werden wollte, aber Gänse hätten ihn durch ihr Schnattern verraten, so müssen sie jedes Mal, wenn das Martinsfest naht, für diesen Verrat in der Pfanne bruzeln. Das Volk liebte den treusorgenden und gerechten Bischof, der trotz hohen Amtes auf Privilegien verzichtete und lieber in armseligen Behausungen vor der Stadt lebte. Seine Schuhe soll er selbst geputzt haben und statt auf bischöflichem Gestühl hat er sich lieber auf Bauernschemel gesetzt. Menschen soll er vom Tode zum Leben erweckt haben, so z.B. ein Kind von Heiden auf einem Felde. Feuer, Wind und Wasser sollen auf seine Worte und Gesten geachtet haben und Pflanzen ihm gehorsam gewesen sein. In den „Sieben Wunderbüchern“ von Georgius Florentius ist es wiederum Martin, der als Bischof einem Bettler die Mantelhälfte reicht, der aber war Gott selbst. Es gibt noch einige Geschichten, Erzählungen oder Wunder um Martin von Tours, die hier aber zu weit führen würden. Am 8. November starb er auf einer Missionsreise und wurde am 11.11.397 beigesetzt.

Der „Martinskult“, also das treusorgende, gerechte, das bescheidene und hilfsbereite Wesen Martins – kurz die christliche Nächstenliebe -- verbreitete sich mit größer werdendem Franken-Reich auch nach Osten und Nordosten. Im Rheinland gab es schon früh Martinsumzüge. In mehreren Ursprungsforschungen wurden unser heutiges Martinsfest nicht auf diesen mildtätigen St. Martin zurückgeführt. Die starke Verbreitung des Festes in deutschen Landen lässt manchen auf germanischen Ursprung schließen. Heidnisch-germanische Mythologie, ein Erntedankfest, das von der Kirche mit dem Martinstag zusammengelegt wurde, soll hier zugrunde liegen.

Martini

Am Martinstag begann auch das neue Wirtschaftsjahr des Bauern, das Gesinde erhielt seine Löhne, Steuern wurden abgeführt und die Pachtverträge wurden geschlossen. Knechte und Mägde konnten die Dienstherren wechseln. An „Martini“ soll auch das Vieh geschlachtet worden sein, dass nicht den ganzen Winter über gefüttert werden konnte, auch Gänse gehörten dazu. So ergab sich noch die Gelegenheit vor dem Fasten im Advent zu einem leckeren Gänsebraten, heute wohl noch das Martinsgans-Essen, das ja über lange Zeit bis in den Advent hinein angeboten wird.

Die heidnisch-germanischen Kultfeste wurden mit Vorliebe in der Dunkelheit gefeiert. Das Martinsfest mit all den Lichtern wird ja auch am Vorabend des eigentlichen Gedenktages gefeiert. Freudenfeuer und Opfergaben (z.B. Gänse) spielten eine bedeutsame Rolle bei diesen Festen. Auch am Ende des Wirtschaftsjahres, wo alte Feuer erloschen und symbolisch die neuen als Freudenfeuer angezündet wurden. So gibt es auch heute noch Martinsfeuer und am Abend vorher werden eben Lichter, Fackeln oder Martinslaternen bei den Umzügen mitgeführt. (Diverse Abbildungen, Gemälde mit St. Martin, Postkarten Motive)

 

Martin zu Pferde wird mit Wotan, der in bestimmten Nächten auf seinem Schimmel daherritt, verglichen. Und die gebackenen Martinshörnchen sollen an die Form des Hufeisens vom Wotan-Pferd erinnern. Die Lichter des Martinsfestes, also die Laternen der heutigen Kinder bei den Umzügen, bestanden damals aus Kürbissen mit Schnitzereien oder auch Runkelrüben, die von innen mit einer Kerze versehen waren. An Stöcken wurden auch kleine laternenartige Lampen getragen.

 

Geordnete Züge durch die Stadt

Damit die immer mehr vereinzelt auftretenden Kinder-Grüppchen etwas geordneter durch die Straßen liefen, um mit Gesängen Martinsgaben geschenkt zu bekommen, hat man in den 1880er Jahren begonnen die Kinder in Zügen zu sammeln. Auch oben schon angedeutete Ausschreitungen sollte Einhalt geboten werden. Die übermütigen Jugendlichen verprügelten sich schon manches Mal beim gegenseitigen Stehlen des Holzes für die Martinsfeuer oder machten Radau in den Strassen. Bis 1886 gab es noch keine offiziellen Martinszüge. Man sammelte sich z.B. auf der Lindenallee (der heutigen Heinrich-Heine-Allee) bei Anbruch der Dunkelheit und sang dann beim Ausschwärmen in die Straßen alte Martinslieder. Militärmusiker spielten die Melodien dazu auf den Treppen des Stadttheaters (heute Opernhaus) des Kaiser- und des Moltke-Denkmals. Aber November 1886 soll dann der erste Martinszug mit einer „maskierten Person zu Pferde“ in Düsseldorf gestartet sein.

In unserer Stadt soll der erste Umzug dieser Art überhaupt in deutschen Landen gestartet worden sein.


Wenn die Kinder mit den Lampen unterwegs waren, dann backten Mütter in Düsseldorf zum Martinstag besondere Pufferkuchen aus Buchweizenmehl, Milch und Hefe. Dazu viele Rosinen und Rüben- oder Apfelkraut. Es duftete dann so herrlich am Martinstag in allen Wohnungen danach. Neben den Martinsgeschenken, wenn die Kinder vor den Läden sangen gab es auch, so entnommen schriftlicher Erinnerungen, eine Art „Bescherung“ durch „Zint Mätes“ im Bischofskostüm. Er erkundigte sich, ob die Kinder brav gewesen sind, entleerte dann den Sack und heraus fielen Äpfel, Nüsse oder Kastanien. St. Martin bekam dann zum Dank noch die Hände der Kinder gereicht, was ähnlich wie bei Nikolaus sicher auch vielfach zu Tränen führte.

Vom Heischen und Gripschen

In selbstständigen Dörfern, die heute Düsseldorfer Stadtteile sind, zogen Kindergrüppchen mit selbstgefertigten Leuchten von Haus zu Haus und sangen so lange, bis ihnen die Bauern durch einen Spalt Früchte und Nüsse, manchmal auch etwas Gebäck, zuwarfen. Das Heische-Brauchtum, also wir kennen das heute als „Gripschen“, ist am Rhein schon Mitte des 16. Jahrhunderts praktiziert worden. Dabei hat es sich anfangs auch um Scholaren (Schüler) gehandelt, die sich ihren Lebensunterhalt „verdienen“ mussten und die am Martinstag sich Äpfel, Nüsse und andere Dinge erhofften. Vielleicht könnten es aber auch jene sein, die mit dem Martinsfest, was ja auch oft die Beendigung von Arbeitsanstellungen war, sich eine Art Arbeitslosenunterstützung beim Heischegesang holten. Der Winter stand vor der Tür; wer wusste schon, wann die nächste Anstellung kommt.


Liedertexte:

 

Hier wohnt ein reicher Mann,

der uns etwas geben kann,

vieles soll er geben,

lange soll er leben,

Glückselig soll er sterben,

das Himmelreich erwerben.

Laß uns nicht so lange stehn,

denn wir müssen noch weitergehn.

 


 

Jizhals, Jizhals!

Bald schon wurden Musikkappellen hinzugefügt und die Gestaltung der Umzüge war schon sehr ähnlich denen, die heute stattfinden. Es entstanden auch recht reizvolle und bildhafte Martinslieder, die manchmal wegen ihrer Garstigkeit nicht gern gehört wurden. Na ja, und jeder enttäuschte Gripscher kann sich doch auch noch erinnern an: „Dat Hus, dat steht op eene Pinn“ oder an „Jizhals, Jizhals!“ „Unpassende Geschäftsreklame oder verunstaltende Propaganda von einigen Interessengruppen“ haben sicherlich auch dazu geführt, dass sich, durch die „Alde Düsseldorfer“ initiiert, die „Vereinigung der Freunde des Martinsfestes“ im Jahre 1925 gründete. Auswüchse, wie Erbsen in die Laternen zu pusten, Kerzen auszublasen oder anderer Unfug waren sicherlich auch ein Grund dafür. Bis heute noch organisiert die Vereinigung  Martinsumzüge, daneben gibt es auch andere Veranstalter in vielen Stadtteilen, wie Martinsfreunde Bilk, Volmerswerther Martinsfreunde, Grundschulen, Kindergärten, Kindertagesstätten und andere. In den zwanziger Jahren sangen schon tausende Kinderkehlen: „Laßt uns froh und munter sein und uns heut recht kindlich freu’n! Lustig, lustig, traleralala, nun ist Martinsabend da.“ Man stand vor den Läden, wo die Familien immer einkauften und sang noch weitere bekannte Lieder. Es soll Nüsse, Äpfel oder Kastanien geregnet haben. Gripschen in den Häusern, Gesänge in Treppenhäusern der Stadt gab es immer noch kaum. Das wurde zunehmend auch als großes Ärgernis empfunden.

 

Wer teilt seinen Mantel nach dem 2. Weltkrieg?

Der erste Martinszug nach dem 2. Weltkrieg zog schon im November 1945 durch die zerstörte Altstadt. Über 60.000 Kinder wurden zu St. Martin beschenkt mit einer Kerze, einem Apfel und einem Weckmann.

Preisträger der Martinslampen-Ausstellung bekamen Schuhe und Kleidung, was in der Nachkriegszeit besonders wichtig war neben Essen und einem Zuhause.

Es beteiligten sich jetzt immer mehr Schulen und Kindergärten an den Ausstellungen und Umzügen. Ca. 50.000 Kinder und Erwachsene erlebten so vor dem Rathaus die Mantelteilung im Jahre 1964. Seit 2003 gehören die Freunde des Martinsfestes jetzt als 31. Gesellschaft zum St. Sebastianus Schützenverein von 1316 e.V.. 

 


 

 

Anleitungen zum Laternen- oder Kürbisbau,

sowie Lieder könnten noch hinzugefügt werden….

 

 

 


Ein Martins-Gedicht von Monika Voss:

 

Rabimmel, rabammel, rabum

 

Mer trecke dörch Stroße on Jasse

On hant en Latähn en de Häng

Vill Kenger, vill Kähzkes en masse,

Dat jöwt eso flöck noh ki Äng.

Vom Mäteszoch hammer nie jenoch,

rabimmel, rabammel, rabum…

 

Vill Stähne send owe am Hemmel,

vill Ströpp onge op de Ähd.

Zint Mätes es op sinnem Schemmel

On hät en de Hangk och dat Schwähd.

Dä Beddeler hät Jlöck, dä kritt e Stöck,

rabimmel, rabammel, rabum…

 

Mer senge so joot wie mer könne,

enä, wat strenge mer ons ahn!

Dann dommer ‚ne Weckmann ons jönne,

ahn däm es lecker vill drahn.

Dat Weckmannstöck es för ons Jlöck,

rabimmel, rabammel, rabum…

 

Ein paar Zeitzeugenberichte aus dem 19. Jahrhundert: 

 
1865 berichtet ein französischer Zeitungs-Korrespondent: „Für zwei Stunden nimmt die ehrwürdige Residenz am Rhein den Charakter einer chinesischen Stadt an. Die Kinder bemächtigen sich der Straßen, sie singen und tragen inmitten der menge Laternen vor sich her. Einige dieser großen Lampen haben sogar die Ausmaße und das Aussehen von leibhaftigen Straßenlaternen. Auf durchscheinendem Glas stellen sie den heiligen Bischof dar, der zu seinen Lebzeiten wohl nicht ahnte, dass man sich seiner bei einer antipäpstlichen Kundgebung bedienen würde. Das Fest spielt sich im übrigen nicht nur auf den Straßen und Plätzen ab. Man sieht, wie die Fenster des alten Rathauses erleuchtet sind. Die offizielle Welt tanzt und soupiert, während die Bevölkerung lautstark und vom Schein des Kerzenlichtes erwärmt, das Fest begeht. So erweist jeder auf seine Weise St. Martin Reverenz.“

 

Clara Viebig erinnert sich etwa zur gleichen Zeit an ihre Kindheit mit den Worten: „ Da zogen wir um den Jan Willem auf dem Markt, und der alte Herr, auf dessen Allongeperücke immer so unendlich viele Spatzen saßen, sah ganz wunderlich-vergnügt drein beim Martinslämpchenschein. Sein mächtiger Gaul mit dem langen Schwanz hob die hufe, als wollte er gleich mitstampfen: Lustig, lustig, trallerallalla! Das helle Schirpen der Kinderstimmen war damals die einzige Musik, schrill und dünn klang es durch die Novembernacht, aber so fröhlich, so selig wie erster Lerchenwirbel im Frühlingsfeld; man kannte es damals noch nicht, von Musikchören begleitet zu werden. Den ausgehöhlten Kürbis, in dem ein dünnes Kerzchen brannte, hoch auf dem Stecken oder wie ein Körbchen, an dünnen Schnüren schaukelnd, in der hand, so zog man aus. „Hier wohnt ein reicher Mann – der uns wohl was geben kann!“ Es gab damals nicht so viele reiche Leute in Düsseldorf wie jetzt – mit dem Werden zur Industriestadt ist der Reichtum gewachsen – aber reich genug waren viele, um die vor der Tür singenden Kindertrüppchen zu beschenken: Puffertkuchen, Spekulatius, Printen, Äpfel, Nüsse und Kastanien, allerlei Leckeres, das wir jetzt wohl kaum mehr als Leckerbissen erachten würden.

Nun ist der Kürbis, wie so manches andere, zu seinen Vätern versammelt. Sterne, Monde, Sonnen, Lampions in allen möglichen Formen und Ausgestaltungen, leuchtend in Farben; die Papierlaterne aus dem lande Japan hat den schlichten gelben und grünen Kürbis verdrängt, der in manchem Gärtchen, an mancher Böschung sorgsam gezogen wurde, von Kinderaugen ängstlich gehütet, von kleinen Händen fleißig begossen, damit er so groß, so dick wurde, dass man ihn dann tragen konnte auf der Stange.“

Sie erinnert sich auch ein anderes Mal an „Rote Sterne, gelbe Sonnen, grüne Monde, liebliche Tulipanen und schreckhafte Fratzenlaternen, dicke Kürbisse mit wunderlich eingeritzten Gesichter – alles kribbelt und wibbelt durcheinander.“

 

 

Die Rheinisch-Westfälische Zeitung berichtet im November 1884:

„Das Martinsfest ist eine Spezialität Düsseldorfs. Fast die ganze Jugend versammelt sich in der Begleitung ihrer Angehörigen im Mittelpunkt der Stadt, um hier unter Absingen einiger harmloser Verschen und im matten Schimmer der Lampions auf- und ab zu ziehen. Diese Festlichkeit hat sich im laufe der Jahre so entwickelt, dass ihr Ruhm bereits nach auswärts zu dringen beginnt und manche veranlasst, am Martinsabend nach Düsseldorf zu kommen.“

 

 

 

 

…in einem Kästchen zum Martinszug 1886:

„Verlauf des Martinfestes: Bezirk I:

Alleestraße, Bolkerstraße, Markt, Flingerstraße, Karlplatz.

Art der Feier: Zwangloses Bewegen der Kinder durch

die Straßen des alten Stadtteils unter Mitführung von Lampions.

Seit wann Gebrauch? Althergebracht.

Ungefähre zahl der teilnehmenden Kinder: nicht zu schätzen.

Fuhrverkehr durch öffentliche Bekanntmachung untersagt.

 

Bezirk II: Kaiserstraße, Jägerhof, Münsterstraße, Nordstraße.

Art der Feier: Zug mit Musikbegleitung unter Leitung eines Komiteés, das den ärmeren Kindern Lampions liefert und Äpfel und Nüsse zur Verteilung gelangen lässt.

Seit wann Gebrauch? 1882

 

Bezirk III: Königsplatz… Auflösung Alexanderplatz.

Zug mit Musikbegleitung und 1 maskierten Person zu Pferde (Sankt Martin).

Verteilung mit Äpfeln, Nüssen und Feigen gefüllter Tüten an die Kinder.

Leitung: Ein Komitée.

Seit wann Gebrauch? 1886.

Ungefähre Zahl der teilnehmenden Kinder: 1.800 – 2.000.“

 

 

Einige Lieder zum Mitsingen bei den Umzügen:

 

Sankt Martin

 

Sankt Martin, Sankt Martin,

Sankt Martin ritt durch Schnee und Wind

sein Roß, das trug ihn fort geschwind.

Sankt Martin ritt mit leichtem Mut,

sein Mantel deckt ihn warm und gut.

 

Im Schnee saß, im Schnee saß,

 
im Schnee, da saß ein armer Mann,



hat Kleider nicht, hat Lumpen an:

 

„O helft mir doch in meiner Not,

sonst ist der bittere Frost mein Tod".

 

Sankt Martin, Sankt Martin,

Sankt Martin zieht die Zügel an,

sein Roß steht still beim armen Mann.

Sankt Martin mit dem Sehweite teilt,

den warmen Mantel unverweilt.

 

Sankt Martin, Sankt Martin,

Sankt Martin gibt den halben still,

der Bettler rasch ihm danken will.

Sankt Martin aber ritt in Eil,

hinweg mit seinem Mantelteil.

 

 

 

Laterne, Laterne

 

Am Himmel stehen Stern an Stern,

der Mond steigt hell empor,

da kommen wir mit der Latern

aus unserm Haus hervor.

Laterne, Laterne, Sonne, Mond und Sterne,

brenne auf, mein Licht, brenne auf, mein Licht,

aber nur meine liebe Laterne nicht,

 

 

Wir tragen in die Nacht hinaus

Laternen bunt und schön.

Dann löschen wir die Kerzen aus

und wolln nach Hause gehn.

Laterne, Laterne, Sonne, Mond und Sterne,

brenne auf, mein Licht, brenne auf, mein Licht,

aber nur meine liebe Laterne nicht.

 

Durch die Straßen auf und nieder

 

Durch die Straßen auf und nieder

leuchten die Laternenwieder:

Rote, gelbe, grüne, blaue,

Lieber Martin, komm und schaue!

 

Wie die Blumen in dem Garten

blühn Laternen aller Arten:

Rote, gelbe, grünr, blaue,

Lieber Martin, komm und schaue!

 

Und wir gehen lange Strecken

mit Laternen an den Stecken:

Rote, gelbe, grüne, blaue.

Lieber Martin, komm und schaue!

 

 

 

Ich geh' mit meiner Laterne

 

Ich geh mit meiner Laterne

und meine Laterne mit mir,

dort oben leuchten die Sterne

und unten leuchten wir:

Ein Lichtermeer zu Martins Ehr!

Rabimmel-rabammel-rabumm!

 

Ich geh.../:

Der Martinsmann, der zieht voran.

Rabimmel-rabammel-rabumm!

 

Ich geh.../:

Wie schön das klingt, wenn jeder singt!

Rabimmel-rabammel-rabumm!

 

Ich geh.../:

Mein Licht ist aus, ich geh nach Haus.

Rabimmel-rabammel-rabumm!

 

 

 

Kinder, Kinder wisst ihr's schon

 

Kinder, Kinder wisst ihr's schon:

Heut' ist Martinsabend!

Her der Lampen bunte Pracht,

tragt die Lichter durch die Nacht!

Heut'ist Martinsabend,

heut' ist Martinsabend.

 

Sei gegrüßt, du heil'ger Mann,

an dem Ehrenabend,

Streue mild die Gaben aus,

wie es Brauch im Elternhaus

heul' ;im Martinsabend,

heut' am Martinsabend.

 

Und ein Lichtlein steigt empor

heut' am Martinsabend.

Zu den Sternen geht' s hinauf,

wo du weilst, du frommer Mann,

heut' am Martinsabend,

heut' am Martinsabend.

 

Lasst uns froh und munter sein

 

Lasst uns froh und munter sein

und uns heut von Herzen freun!

Lustig, lustig, trallerallala,

heut ist Martinsabend da,

heut ist Martinsabend da.

 

Nehmt den Kürbis in die Hand,

rasch das Kerzchen angebrannt!

Lustig, lustig...

 

Springen wolln wir kreuz und quer

übers liebe Kerzchen her.

Lustig, lustig...

 

Nach der Freude danken wir,

unserm lieben Gott dafür.

Lustig, lustig...

 

Düsseldorfer Martinslied

 

Herbei, herbei zum Martinsfest,

das Gott uns heute feiern lässt!

Kommt Kinder, all' aus jedem Haus,

ob reich, ob arm, das macht nichts aus!

Dem Kinderfreund zur Ehr' vereint,

durchziehen wir die Straßen

in Jubel sondermaßen!

 

Sankt Martin schaut vom Himmel drein,

in unser'n bunten Lampenschein,

und sieht, wie in der Düsselstadt,

so manches Kind recht lieb ihn hat.

Dem Kinderfreund .....

 

 

 

 
     
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